In § 5 Mikrobiologische Anforderungen der Trinkwasserverordnung heißt es „Im Trinkwasser dürfen Krankheitserreger im Sinne des § 2 Nummer 1 des Infektionsschutzgesetzes, die durch Wasser übertragen werden können, nicht in Konzentrationen enthalten sein, die eine Schädigung der menschlichen Gesundheit besorgen lassen“. Dabei sind in Deutschland vor allem bakterielle Erreger von Relevanz. Nicht alle Bakterien lassen sich so einfach kultivieren, deshalb wird das „Indikator-Prinzip“ angewendet. Folgende Bakterien sind die Indikatorbakterien und dürfen nicht im Trinkwasser nachgewiesen werden (der Grenzwert beträgt 0 KbE/100 ml, KbE = koloniebildende Einheiten):
Escherichia coli (E. coli)
Dieses Bakterium ist ein Darmbakterium im Körper von Warmblütern und kann sich auch nur dort vermehren. Escherichia coli zeigt somit eine Kontamination des Wassers mit Fäkalien an. Viele Stämme sind harmlos, jedoch gibt es auch sogenannte darmpathogene E. coli, d.h. krankheitserregende Stämme, wie z.B. EHEC, welche Durchfallerkrankungen auslösen. Andere Stämme sind für unkomplizierte Harnwegsinfekte, chronisch-entzündliche Darmkrankheiten bis hin zu Hirnhautentzündung und Sepsis verantwortlich.
Coliforme Bakterien
Coliforme Bakterien ist eine Gruppe von Bakterien, die der Familie der Enterobacteriaceae angehören. Dazu gehören z.B. die Gattungen Klebsiella, Enterobacter, Citrobacter, Serratia und auch Escherichia coli. Coliforme Bakterien können Indikatoren sowohl für fäkale Verunreinigungen als auch für Verunreinigungen nichtfäkaler Herkunft, d.h. aus der Umwelt, sein. Krankheitserregende coliforme Bakterien können vor allem bei prädisponierten oder abwehrgeschwächten Patienten eine Vielzahl von Infektionen auslösen, z.B. Wundinfektionen, katheterassoziierte Infektionen, Lungenentzündungen und Septikämien. Coliforme Bakterien zeichnen sich zusätzlich häufig durch eine natürliche hohe Antibiotikaresistenz aus.
Enterokokken (Fäkalstreptokokken)
Enterokokken sind ebenfalls ein Fäkalindikator. Sie sind recht resistent gegenüber Umwelteinflüssen und weisen auf ältere Trinkwasserverunreinigungen hin. Es gibt viele harmlose Stämme, andere können Harnwegsinfekte, Wundinfektionen, Sepsis, Endokarditis und Krankenhausinfektionen hervorrufen.
Pseudomonas aeruginosa
Pseudomonas aeruginosa gehört zu den sogenannten Nasskeimen und kommt in feuchten Milieus wie z.B. Leitungswasser, Waschbecken, Duschen, Toiletten, Schwimmbädern, Endoskope oder Dialysegeräte vor. Durch seine Fähigkeit der Biofilmbildung, geringe Nährstoffansprüche und Wachstum in einem breiten Temperaturbereich ist er in der Lage, sowohl in wasserführenden Systemen als auch in destilliertem Wasser zu überleben und sich zu vermehren. Als „Krankenhauskeim“ mit einer hohen Antibiotikaresistenz/Desinfektionsmittelresistenz ist P. aeruginosa der Erreger unteranderem für vielfältige Wundinfektionen (blaugrüner Eiter), Harnwegsinfektionen, Pneumonien, Ohrinfektionen und Sepsis. Deshalb ist die Überwachung bzgl. P. aeruginosa in Einrichtungen wie Krankenhäusern und Pflegeheimen besonders wichtig und verpflichtend.
Clostridium perfringens
Clostridium perfringens sind sporenbildende Bakterien und kommt ebenfalls natürlicherweise in der Umwelt z.B. im Boden vor, aber auch im Darm von Mensch und Tier. Sie weisen auf einen Eintrag von Oberflächenwasser hin. C. perfringens kann Wundinfektionen und Nahrungsmittelvergiftungen verursachen.
Legionellen
Legionella pneumophila sind im Wasser lebende Bakterien und können in Trinkwassersystemen vorkommen. Warmes Wasser bietet optimale Bedingungen für ihre Vermehrung. Sie sind im Temperaturbereich von 5 °C bis 55 °C lebensfähig. Das Trinken von legionellenhaltigem Wasser ist unbedenklich. Jedoch kann das Einatmen (z.B. beim Duschen) von Legionellen über kleine Wassertröpfchen (Aerosole) zu einer ernsthaften Lungenentzündung (Legionellose) führen oder dem selteneren Pontiac-Fieber. Der Maßnahmenwert liegt bei > 100 KbE/100 ml.